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Grundsätzlich könnte man der Meinung sein, dass ich einen recht ungeraden Karrierepfad hatte. Tatsächlich wusste ich eine lange Zeit nicht genau, was ich eigentlich beruflich machen möchte (wie viele Jugendliche, die sich langsam dem Ende der Schulzeit näherten). Mein größtes Problem war, das ich viele Interessen hatte, aber keine echte Leidenschaft.
Die Naturwissenschaft
Gerade als ich dabei war mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen, ist ein guter Freund von mir von seinem Zivildienst aus Berlin zurückgekehrt. Eigentlich eine spannende Zeit für ihn. Jung, Abi in der Tasche, Zivi durch… Zeit für die Universität.
Die Uni… ich wusste zu dem Zeitpunkt noch immer nicht, was ich werden wollte. Aber, dass ich studieren wollte, das war klar. Tatsächlich beneidete ich ihn ein wenig darum, denn bei mir sollte es noch mindestens 2 Jahre dauern, bis ich die offizielle Zugangsvoraussetzung erfüllte.
Obwohl er jetzt also wieder im Land war und Zeit hatte, war er nicht wirklich motiviert dazu, sich zu immatrikulieren. Das war typisch für ihn… Sich selbst zu motivieren war nie seine Stärke gewesen und ein Grund dafür, dass er seinen Zivi fast 500 Kilometer entfernt von seinem Heimatort erfüllen musste. Also fuhr ich eines Morgens zu ihm, packet ihn in das Auto und fuhr mit ihm zur Universität.
Dort angekommen suchten wir uns eine Ecke in einem Cafè und studierten zunächst das Studienangebot. Denn auch er war sich nicht wirklich sicher, welche Fachrichtung für ihn die Passende war. Da mein Plan aber war ihn nicht nach Hause zu lassen, ehe er seinen Antrag ausfüllte, hatte er nun einiges an Recherche- und Reflektionsarbeit zu leisten. Daher verbrachten wir einige Stunden und viele Kaffees dort und informierten uns ausführlichst.
Und plötzlich… fand ich etwas. Studieren ab 15. Das klang aber interessant…
Zugegeben, ich war zu dem Zeitpunkt bereits ein paar Jahre älter, aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war, dass die Universität ein Angebot zur Talentförderung hatte. Für Schüler! Eine Möglichkeit für Schüler zu studieren! Und das wollte ich wahrnehmen. Voraussetzung war: Die Schule spielt mit. Bei mir machte ich mir da aber keine Sorgen: Noten waren exzellent und der Unterricht fand auch teils Abends statt. Also war auch die Zeitfrage kein Thema. Das wollte ich also unbedingt machen! Plötzlich suchten wir jetzt beide nach einem geeigneten Studiengang. Da sich uns hier eine unerwartete Möglichkeit bot, wollten wir natürlich auch zusammen studieren. Und was soll ich sagen? Nach kurzer Zeit waren wir uns auch schon einig: Chemie.
Wir schrieben uns beide wenige Minuten für das Fach ein. Ich fuhr direkt danach zur Schule und regelte die Formalitäten. Alles war geritzt. Und so war ich plötzlich doch schon (Jung-)Student und studierte an der Universität Bielefeld Chemie. Mit allem drum und dran. Zugegeben, es gab zwei Einschränkungen: 1. Ich musste den vollen Preis in der Mensa zahlen und 2. hatte ich keinen Zutritt zu dem Swimming Pool.
Das war zu verkraften…
Von der Chemie zur Informatik
Das Studium lief hervorragend und es hat furchtbar viel Spaß gemacht. Tatsächlich bin ich auch mit dem besagten Freund zusammen in eine WG gezogen, was die Zeit nur spannender und witziger machte.
Nach einiger Zeit jedoch merkte ich, dass die Chemie zwar viel zu bieten hat, ich dort aber nicht meine berufliche Erfüllung finden werden kann. Nicht zuletzt auch, weil die beruflichen Perspektiven für Chemiker nicht so toll sind, wenn die Promotion fehlt. Und ohne Promotion waren die Job-Möglichkeiten eher eingeschränkt (ein spezielles Modul im Studium hat uns da wirklich die Augen geöffnet). Das war aber auch OK für mich, denn ich war um viele Erfahrungen reicher - nicht zuletzt auch um diese Erkenntnis. Was ich aber vor allem gelernt habe war, wie man lernt und wissenschaftlich recherchiert. Wie man Quellen analysiert und Studien auswertet. Wie und wo man Fachwissen herholt und wie man es verwertet. Kurzum: Was wissenschaftliches Arbeiten und recherchieren ist. Eine Fähigkeit, die ungemein nutzbringend und wertvoll ist.
2012 war das Jahr, in dem ich mich entschlossen habe in die Informatik zu wechseln. Die Gründe dafür waren vielfältig. Aber einer davon war, dass ich die Gelegenheit bekam mein Hobby zum Beruf zu machen.
Der Anfang der Ausbildung war für mich aber gar nicht so leicht. Denn ich merkte schnell, dass es wirklich unheimlich viel Stoff gab. Denn anders als bei der Chemie mussten hier nicht nur die Grundlagen erlernt werden, sondern gleichzeitig auch die aktuellen Entwicklungen beobachtet (und bestenfalls) auch verstanden werden. Die Lernkurve war gefühlt steiler.
Wie bereits erwähnt ließt man als (angehender) Wissenschaftler natürlich viel Fachliteratur und Paper. Der Wechsel zur Informatik hat mich entsprechend veranlasst, mir erneut Tonnen von Fachliteratur zu kaufen, um mich mit verschiedenen Themen vertraut zu machen. Betriebssysteme, C++ für Einsteiger, Bücher über OOP, IT-Netzwerke und vieles mehr. Im Laufe meines Informatik-Studiums und meiner Ausbildung bemerkte ich jedoch, dass vieles von dem, was in den Büchern steht, entweder bereits veraltet oder unvollständig war. Nicht unbedingt die Theorie, aber fast jeder Code-Schnippsel funktionierte nicht mehr, weil Bibliotheken APIs veränderten oder gar nicht mehr zur Verfügung standen. Oder weil sich schlichtweg die Sprache weiterentwickelt hat. Das so vieles so obsolet war, war für mich neu. Das war in etwa der Zeitpunkt an dem ich Anfing mich auch über das Internet weiterzubilden. Blogs zu lesen, Artikel und Tutorials durchzuarbeiten und schlichtweg andere Quellen, als die offiziellen und empfohlenen Lehrbücher, heranzog.
Mit der Zeit war ich überrascht, wie gut die Inhalte sind. Sorgfältig aufgearbeitete Artikel, voll von Fachüberlegungen, Diskussionen, Kommentaren, Anleitungen und Erklärungen. Viele Top Recherchiert mit Quellenangaben und allem drum und dran. Das war einfach großartig… denn dieses Wissen war einfach da. Für alle Zugänglich. Von Privatpersonen aufbereitet.
Wow…
Wenn ich heute darüber nachdenke, wieviele Inhalte über das Internet geteilt werden, wie zum Beispiel über Medium und wieviele Blogs und Artikelsammlungen es gibt, Tutorial Plattformen und und und … wird mir ganz schwindelig. Diese Art der Wissensteilung ist so rasend schnell und effektiv. Und um ehrlich zu sein wüsste ich nicht, wo ich heute wäre, wenn ich nicht mit wenigen Klicks zig unterschiedliche Erklärungen für Lambda Funktionen gefunden hätte, durch die ich das Konzept damals überhaupt erst verstanden habe.
$ blog init –finally
Nun möchte ich meine eigenen Erfahrungen zu diesem ohnehin schon unbegreiflich großen und wertvollen Schatz hinzufügen, um hoffentlich anderen Entwicklern, Informatikern, Journalisten, Neugierigen, Studenten und gestrandeten Naturwissenschaftlern zu helfen, sich in der verrückten, aber wunderbaren Welt der Informatik zurecht zu finden.